EINIGE GEDANKEN ZU UNSERER KLEINEN KAPELLE
„MARIA IM ÄHRENKLEID“ AM ANNAHOF
ZU LAAB IM WALDE
ZU IHRER ENTSTEHUNG:
Viele ältere Laaber, auch
auswärtige Besucher, aber vor allem die Schwestern, kannten sie,
die alte Kapelle. Dieser Vorgängerbau stand so recht im Herzen der
alten Landwirtschaft des Klosters der Barmherzigen Schwestern. Doch
im Laufe der Zeit gab es rund um diese kleine Kapelle diverse
Umbauten: unmittelbar davor entstanden Garagen und der Platz verlor
das einladende Ambiente.
Es entstand die Idee, die
Kapelle abzutragen und sie an einem geeigneteren Ort neu zu
errichten.
Auf der Suche nach einem
neuen und schönen Platz kam von Sr.Tabitha der Vorschlag, dass es
schön wäre, wenn sie außerhalb des Klostergeländes, an der Straße
erbaut werden könnte. So hätten alle Leute, die hier vorbeikommen,
Gelegenheit, stille Rast und Einkehr zu halten.
Unsere Mitarbeiter am
Annahof, Herr Schirnhofer und damals Herr Mag. Schopper meinten
dann, dass diese Stelle unter dem Schutz der alten Eiche eine gute Lösung
wäre. Und so steht sie also hier.
Übrigens: Auch unsere Kühe
sind von dieser Platzwahl ganz begeistert. Sie haben das
Baugeschehen mit regem Interesse verfolgt.
ZUR KAPELLE:
In
ihrem Grundriß ist unsere „Maria im Ährenkleid“ als Weizenkorn
angelegt. Der Raum teilt sich in der Hälfte in einen Kapellenraum
und in einen Raum zum Sitzen und Rast halten, Schauen, Beten und
Betrachten.
Das Weizenkorn passt so
recht in die Nähe der Landwirtschaft – und es ist ja ein ganz
altes und tiefes Symbol für Tod und Auferstehung.
Das Weizenkorn erinnert uns
aber auch an die tiefsten Wurzeln unserer Gemeinschaft in
Frankreich: An Soeur Marie-Anne die Tilly, eine der ersten
Paulusschwestern. Sie lebte in Levesville de Chenart in der Beauce,
einer Gegend, die wegen ihrer weiten Getreidefelder heute noch die
Kornkammer Frankreichs genannt wird. Aufgrund ihres beispielhaften
Lebens und Sterbens für die Armen haben wir sie zur Namensgeberin
des Annahofes gewählt.
Das
Gnadenbild im Inneren unserer Kapelle zeigt die betende
Muttergottes in einem blauen Kleid mit Kornähren und einer Verbrämung
aus Sonnenstrahlen. Der Maler will unsere besondere Aufmerksamkeit
durch die Gestaltung des Kleides auf die Fruchtbarkeit des Lebens
der Gottesmutter lenken. Und vielleicht will er uns damit auch die
Frage nach der Fruchtbarkeit unseres eigenen Lebens stellen.
Das Original, ein gotisches
Tafelbild aus der Zeit um 1460, stammt aus Südtirol und befindet
sich im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck.
Wieder können wir hier
eine interessante Querverbindung zu den Wurzeln unseres Ordens
herstellen: Die ersten Barmherzigen Schwestern kamen 1832 aus Zams,
das damals zur Diözese Bozen-Brixen gehörte, nach Wien.
Die
Fenster nehmen das Weizenkorn-Thema erneut auf und entfalten
es weiter. Die Gestaltung will einerseits an die Lichtsymbolik des
siebenarmigen Leuchters, der Menorah, anknüpfen, andererseits an
den Lebensbaum und somit an die Wurzeln unseres Glaubens in der jüdisch-christlichen
Tradition erinnern.
Im
Boden
eingelassen findet sich ein Ammonit. Das ist keine Schnecke, sondern
eine Art Kopffüßler, wie es unsere Tintenfische sind. Die
Ammoniten sind längst ausgestorben.
Dieses Exemplar ist ca.170
Millionen Jahre alt und wurde in einer aufgelassenen Eisenerzgrube
gefunden.
Vielleicht werden Sie sich
jetzt fragen, was dieses Fossil in einer Kapelle zu tun hat. Es geht
dabei um diese wunderschön ausgebildete Spirale, die ein sehr schönes
Sinnbild für den inneren Weg eines jeden Menschen ist.
Ich habe dazu einen sehr
passenden Text bei Anselm Grün gefunden:
Der innere Weg als
Wandlungsweg
Geistliches Leben ist keine Leistung, die wir
zu vollbringen haben, sondern ein innerer Weg, der uns mehr und mehr
wandeln möchte. Im geistlichen Leben lasse ich mich auf den Gott
des Lebens ein , der sein göttliches Leben in mir durch viele
Wandlungen hindurch entfalten will. Die innere Wandlung vollzieht
sich spiralförmig, so ähnlich, wie die Labyrinthe in den
mittelalterlichen Kirchen es darstellen. Es ist keine Einbahnstraße,
auf der ich immer weiter voranschreite, sondern ein spiralförmiges
Gehen, bei dem ich scheinbar immer wieder zum Ausgangspunkt zurückkomme,
um mit neuer Kraft weiter zu gehen.“
Nun werden sich vielleicht
manche Leser denken: Geistliches Leben, betrifft mich das? Ja, es
betrifft uns alle.
Ich zitiere hier nochmals
und zwar diesmal P. Johannes Pausch, der vielen unserer Gäste von
der Segnung des Annahofes noch in lebhafter Erinnerung ist. Er sagt:
„Ich bin der Überzeugung, dass mein Leben nur dann Bestand hat,
wenn es geistlich ist, das heißt, wenn ich es in einer
Gottesbeziehung gestalte. Geistliches Leben ist mein Leben in der
Wahrheit Gottes. Meine Lebensaufgabe ist es, dass ich das Bild
Gottes, das er in mir grundgelegt hat, verwirkliche.“
Auf diesem Weg möge uns
Maria begleiten und beschützen.
Abschließend möchte ich
noch ein persönliches Wort innigen Dankes an meine Mitschwestern in
der Ordensleitung sagen, die es in so großzügiger Weise ermöglicht
haben, dass diese Kapelle entstehen konnte. Und auch Herrn Ing.Vogl,
von dem der erste Entwurf stammte und der sich in exzellenter Weise
um die Realisierung des Bauprojektes annahm, sei ein herzlicher Dank
gesagt.
Sr. Helene Rennhofer
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