Geburtstagsfeier 1

Man soll jede gute Gelegenheit benützen zu feiern. Das Leben sorgt schon dafür, dass es nicht zu häufig vorkommt.

Feier zum 90. Geburtstag meiner Mutter im G.H. Höflich am 15.9.2001

Diese Seite wurde am 17.9.2001 erstellt.

Gisela, Adam und Schwiegermutter Resi aus Feldkirchen (Bayern) haben zum 90. Geburtstag gratuliert.

Liebe  Mama, liebe Oma, liebe Uroma! Liebe Anverwandte, liebe Gäste! 

            Wir sind hier zusammengekommen um mit dir, liebe Mama die Vollendung deines 90. Lebendjahres zu feiern. Du bist am 11.9. 1911 in Hochrotherd geboren worden. Als Tochter des Holzhändlers August und Wilhelmine Schöny bist du zusammen mit deinen Geschwistern August, Johanna, Josef, Maria, Fritz und Leopold in einem Haus an der Heiligenkreuzerstrasse aufgewachsen. Du hast das Ende des 1. Weltkrieges miterlebt. Schon in früher Kindheit hast du erfahren was arbeiten bedeutet.

            Nach deiner Schulzeit bist du nach Wien in „Dienst“ gegangen. Als Dienstmädchen war für dich ein Kinobesuch das Höchste der Gefühle. Deine noch heute gerühmten Kochkünste hast du in dieser Zeit erworben. Von dieser Kunst, ein gutes schmackhaftes Essen auf den Tisch zu bringen hast du nichts verlernt. In der Zwischenkriegszeit hast du all die politischen und wirtschaftlichen Wirrnisse bewusst  erlebt.

Am 16. April 1936 habt ihr geheiratet. Mit unserem Vater Franz Pyringer aus Breitenfurt bist du nach Laab gekommen. Es wurde ein heruntergekommenes Bauernhaus in der Hauptstrasse übernommen. Landwirtschaftliche Geräte und Haushaltsgegenstände mussten angeschafft werden. Es mangelte an allen Ecken und Enden. Wie du damals den Haushalt, die Landwirtschaft und fallweise auch den Lehrbuben in Vaters Wagnerei gemeistert hast wird für   uns immer ein Rätsel bleiben. In dieser Zeit hast du 3 Kinder geboren, Franz 1937, Erwin 1940 und Wilma 1942. Einiges aus dieser Zeit ist mir noch in Erinnerung. Wenn es Missernten gab, wenn das Vieh krank war, wenn das Finanzamt Forderungen stellte oder wenn die Wagnerei nicht den erwünschten Erfolg brachte. Du hast immer versucht mit deinem Fleiß, mit deiner Arbeit und mit deinem Gottvertrauen einen Weg aus der Misere zu finden.

Jeden Tag um 5 Uhr früh war deine erste Tätigkeit im Herd Feuer zu machen. Das Heizmaterial dazu hast du selbst mühselig aus Werkstatt und Schuppen in die Küche getragen. Für uns Kinder gab es immer ein warmes Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Nie hast du über die viele Arbeit geklagt. Dein Arbeitstag dauerte täglich 14 bis 16 Stunden. Diesen Rhythmus hast du bis ins hohe Alter beibehalten. Du hast immer zuerst an die anderen gedacht und immer dafür gesorgt, dass wir ein ordentliches Aussehen und Auskommen hatten. Auch hast du dich dafür eingesetzt, das wir deine Kinder eine ordentliche Ausbildung bekamen. Deine Bedürfnisse hast du immer hintan gestellt. Gut in Erinnerung ist mir eine Redewendung die du in dieser Zeit oft angewendet hast: „Jetzt muss ich geschwind einheizen, jetzt muss ich geschwind aufräumen, jetzt muss ich geschwind etwas kochen, jetzt muss ich geschwind den Stall machen“           

Für dich gab es nur ein Ziel Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit. Du hast die Hoffnung nie aufgegeben und immer daran geglaubt es muss einmal anders, es muss einmal besser werden. Du hast die schwierige Zeit während des Krieges und auch die Zeit darnach heroisch gemeistert. Wenn ich daran denke wie du mit Tränen in den Augen zugeschaut hattest wie der Russe das letzte Heu vom Dachboden für seine Rösser genommen hat und du  deinen Kühen Reisig und Laub füttern musstest, fühlte ich, was in deinem Herzen vorging.

Die Besuche am Sonntag Nachmittag in dieser Zeit zu deinem Elternhaus werde ich nie vergessen. Waren doch diese Wanderungen über das Hochstöckl die einzige Möglichkeit für dich, mit deiner Familie zu reden. Einmal hast du mir deinen Ehering zur Aufbewahrung gegeben, damit nicht kriminelle Elemente, zu dieser Zeit gab es viele dieser Typen die sich im Wald herum trieben, dir dein einziges und liebstes Schmuckstück raubten. Nach einer Jause in Hochrotherd sind wir „geschwind“ wieder nach Hause gelaufen, denn im Stall warteten schon die Kühe aufs melken.

Du hast miterleben müssen wie deine Geschwister Josef und Maria an TBC starben. Dein Bruder Fritz kam aus Stalingrad nicht mehr nach Hause. Das hat dich nicht aus der Fassung gebracht. Du selbst bist mehrmals im Krankenhaus gelegen und hast schwierige Operationen über dich ergehen lassen. Selbst im hohem Alter hast du dich nicht gescheut, deine Knie operieren zu lassen. Du hast die Hoffnung und den Glauben nie aufgegeben wieder gesund zu werden, damit du wieder für uns da sein kannst.

Die lange schwere Krankheit von unserem Vater hast du mit Geduld und Ergebenheit getragen. Nie habe ich dich jammern hören, immer hast du gesagt er wird schon wieder gesund werden. Den Tod unseres Vaters und die anderen Todesfälle in der Familie hast du gottergeben hingenommen.

Du hast die Hochzeiten deiner Kinder, die Geburt deiner Enkel und Urenkel erlebt und als schöne Ereignisse empfunden. Wenn deine Rente sehr schmal bemessen ist, so hast du immer einen „Zwickel“ für deine Nachkommen parat gehabt. Es ist nicht immer alles so gekommen wie du es dir vorgestellt hast. Du hast es hingenommen, vielleicht im Stillen eine Träne vergossen, aber am nächsten Tag war alles wieder vergessen. Du bist wieder deinen Tätigkeiten nachgegangen und hast dich gefreut wie schön das Leben ist.

Du hast die tragischen Abtransporte deiner Söhne in die Krankenhäuser miterlebt. Dein Glaube und dein Rosenkranzgebet haben es möglich gemacht, dass wir jetzt hier sind und mit dir deinen 90. Geburtstag feiern dürfen.

Viel hast du mitgemacht in all deinen Lebensjahren. Leider kann ich hier nicht alle Begebenheiten und Ereignisse die dich berührten und mir noch in Erinnerung sind, hier anführen. Eines will ich aber hier sagen, du bist für uns ein Vorbild von Menschlichkeit und ehrlicher Gesinnung. Ich sehe in dir jenen Menschen, der sich sorgt, der liebt und der für andere Menschen da ist. Du hast uns immer zugehört und nie einen Stab über uns gebrochen. Deine Urenkel, deine Enkelkinder, deine Kinder und alle die wir hier versammelt sind, sollen dir das Gefühl geben, dass alles gut war, was du für uns getan hast.

Liebe Mama, liebe Oma, liebe Uroma!

            Jetzt wollen wir uns bei dir für alle die Liebe und guten Werke die du uns geschenkt hast, herzlich bedanken. Auch wollen wir uns für die liebevolle Zuwendung die du uns noch geben wirst, danken. Wir sind glücklich und freuen uns, dass wir dich in unserer Mitte haben. Wir wollen nun auf dein Wohl trinken, dir viel Gesundheit und alles erdenklich Gute zu deinem 90. Geburtstag wünschen.

 

Meine Schwester Wilma und Urenkel Carola waren unter den Gratulanten.

 

Enkelkind Barbara und Günter mit Urenkel Mirjam

 

Großmutter und Urgroßmutter mit den Zwillingen Noah und Mirjam

 

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