Weihbischof Dr. Alois Schwarz

Lieber Herr Bischof!

An dieser Stelle möchte ich sie bitten mir ein paar Worte zum Geleit dieser Internetseiten und der Seite "Miteinander" zu schreiben. Ich werde diese Nachricht (E-Mail) hier veröffentlichen.  Ein herzliche Vergelt's Gott schon im voraus. Franz Pyringer

Liebe Besucher der Homepage der Pfarrgemeinde und Gemeinde Laab!
Ich wünsche Ihnen, dass Sie viel Freude haben beim Ansehen dieser Seiten und erbitte Ihnen den Segen Gottes.
Mit guten Wünschen,
Ihr
Dr. Alois Schwarz
Weihbischof

 

 Predigt beim Visitationsgottesdienst in der Pfarre Laab im Walde  

2. Fastensonntag, 11. März 2001, 9.00 Uhr (Lj. C)  

1. Lesung: Gen 15,5-12.17-18        2. Lesung: Phil 3,17-4,1

Evangelium: Lk 9,28b-36

  Weihbischof Dr. Alois Schwarz    

Liebe Pfarrgemeinde von Laab im Walde!

  Wir haben am 2. Fastensonntag das Evangelium von der Verklärung gehört und wir wollen mit Jesus ein wenig abheben auf den Berg, wo er gleichsam mit seinen engsten Freunden einen Vorgeschmack von Ostern erhält.

  Das ist eine Erfahrung, die Sie als Pfarrgemeinde sehr gut kennen. Sie lieben das “Abheben” aus dem Alltag heraus zu Festen und Feiern während des Kirchenjahres. Bei meinem Gespräch mit dem Pfarrgemeinderat haben Sie mir einen wunderbaren Einblick gegeben, wie innerlich verbunden und äußerlich engagiert Sie das Miteinander im Lauf des Jahres gestalten. Wie sich die Menschen bei Festen und Feiern  engagieren, wie Sie kommen, wie Sie mitmachen, wie Sie sich aneinander freuen, dass Sie in diesem Ort miteinander wohnen dürfen. Ihr Pfarrer nimmt teil an Ihrem Lebensgeschehen, wenn er mit Ihnen arbeitet am Pfarrheim, wenn es gilt, ein Fest mit Ihnen zu feiern. Die Schwestern sind immer wieder gastgebende Gemeinschaft in Ihrem Ort, eine Gemeinschaft die betend den Segen Gottes erflehen für die Menschen, die hier wohnen. In Ihre Gemeinschaft kommen auch die Kinder und die Erwachsenen, es sind die älteren Menschen ganz herzlich willkommen. Eine Pfarrgemeinde, die es versteht, dem Leben einen Glanz zu geben. Das ist das, was mich als Bischof sehr freut: feststellen zu können, dass die Menschen miteinander feiern, dann können Sie auch miteinander leben. Dann bestehen Sie auch die Herausforderungen des Alltags.

   

Herr Dr. Harald Lankisch und die anderen Mitglieder des Pfarrgemeinderates haben es verstanden, mir einen Einblick zu geben in das was Sie machen, wie Sie die einzelnen Bereiche der Seelsorge gestalten, wie es Frauen und Männer bei Ihnen gibt, die ganz selbstverständlich sagen: “Das mache ich”. “Als Getaufter und Gefirmter engagiere ich mich für das Miteinander.” In keiner Pfarre haben mir die Pfarrgemeinderäte die Arbeit so präsentiert, dass Sie ein Bibelwort dazusagten, das ihnen Wegweisung ist. Sie können das alles nachlesen auf den Tafeln im Vorraum der Kirche, mit den Hinweisen, wie Sie in den einzelnen Bereichen der Seelsorge das Leben miteinander gestalten. Sie tragen Sorge um ein Miteinander in der Pfarre, auch um Ihren Pfarrer. Sie haben ihm geholfen, ein Zuhause, einen Wohnbereich im Pfarrhaus zu errichten. Ich bin Ihnen sehr dankbar für diese Umsicht, die Sie für den Seelsorger haben und für die Wertschätzung, die Sie mir gegenüber, den geistlichen Schwestern zeigen, dass der geistliche Dienst von Menschen aufgrund von Gelübde oder Weihe bei Ihnen geschätzt wird.  Es gibt unter  Ihnen Menschen, die ein geistliches Leben führen aus dem Evangelium heraus und davon geprägt sind. Das habe ich wahrgenommen und das möchte ich wertschätzend erwähnen bei diesem Festgottesdienst mit Ihnen. Bei einem Gottesdienst, bei dem wir im Zugehen auf das Osterfest gleichsam mit unseren Herzenskräften mitgehen dürfen mit Jesus von Nazareth auf den Berg.

Es ist für Jesus eine eigenartige Situation, die wir auch kennen. Jesus spürt und merkt, es geht auf Golgota zu. Sein Lebensbereich wird immer enger und die Bedrohung wird immer schlimmer. Da vertraut er sich seinen Freunden an. Er fragt zunächst Petrus und seine Freunde: “Was halten die Leute von mir?” und Petrus sagt: “Du bist der Messias” und Jesus meint, dass sie seine Sendung verstehen und er sagt: “Der Menschensohn muß vieles erleiden ... und er wird getötet werden” (Lk 9,22)

  Manche von Ihnen kennen das auch im Gespräch mit leidenden, sterbenden Menschen. Ich habe dieser Tage erst von einem Priester erfahren, dass er sehr schwer krank ist, dass er mitten im Gespräch sagte: “Du, ich muß mir  einen Reisepaß lösen. Ich brauche neue Fotos.” Ich meinte, er deutet sein Sterben an. Manche Menschen spüren ganz genau aufgrund von Befunden und ihren körperlichen Empfindungen, dass sie sterben werden und sagen es den Angehörigen. Ich habe das als Pfarrer immer wieder erlebt, wenn ich zu Sterbenden oder schwer Kranken gerufen wurde, dass sie mir sagten: “Herr Pfarrer, ich werde sterben, bitte, sagen Sie es meinen Angehörigen nicht. Die wissen das nicht. Die meinen immer noch, ich werde gesund. Ich weiß es. Ich spüre das, meine Kräfte lassen nach.” Es gibt  Lebenssituationen, wo ein Mensch spürt, dass seine Kräfte auslassen. Jesus hat das auch erlebt und er versucht das zu bewältigen, indem er mit seinen engsten Freunden aus der Situation herausgeht. Er geht auf einen Berg um Abstand zu gewinnen. Ich kenne einen schwerkranken Mann, einen jungen Mann, der Krebs hat, der immer wieder während der Strahlentherapie Ausflüge machte mit seiner Frau und Wanderungen unternahm. Er sagte: “Ich muß raus aus meiner Situation, einfach, dass ich Abstand gewinne”.

  Wir brauchen manchmal Abstand und ein Abheben aus der Situation. Jesus kennt das. Er geht auf den Berg und er nimmt Petrus mit, den “Willensmenschen”, der immer ganz spontan sagt, worum es geht und was er haben möchte. Er nimmt Johannes mit, den Menschen, der aus dem Herzen heraus reagiert. Er nimmt Jakobus mit, der sich im Gesetz auskennt und um die Ordnungen des Lebens weiß. Man könnte auch sagen, die Seelenkräfte des Menschen sind mitgenommen: der Wille, das Herz, die Ordnung des Lebens. Er hebt mit ihnen ab. Jesus hebt sich ab aus der Situation und ihm wird gezeigt, dass Mose und Elija mit sind. Mose,  in seiner Tradition der jüdischen Frömmigkeit verankert ist mit der Mann der Weisungen.  Jesus, ist vertraut mit dem Propheten Eljia, der mit am Berg ist.  Es kam  eine  Wolke über sie - Wolke ist immer ein Zeichen der Anwesenheit Gottes, der Herrlichkeit Gottes - und in diesem Augenblick heißt es: “Da rief eine Stimme aus der Wolke: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören”. (Lk 9,35) Die Jünger erahnen ein wenig von der Herrlichkeit Gottes, wie das Leben letztlich ausgehen wird und mit dieser Erfahrung des Vorgeschmacks von Ostern steigen sie wieder ab in ihren Lebensalltag und haben die Kraft, die Zukunft zu bestehen.

  Jesus wird dann wieder sagen: “Ich werde sterben” und sie werden ihm nicht widersprechen. Er sagt dann noch ein drittes Mal: “Ich werde sterben” und sie werden ihm nicht widersprechen. Er hält dann die Bedrängnis aus, weil er schon eine Ahnung hat von Ostern.

  Sie haben wahrscheinlich auch schon erfahren, dass der Bischofsvikar von Wien, Bischofsvikar Monsignore Anton Berger,  ganz plötzlich verstorben ist. Er ist am Freitag (9. März) in der Früh am Stephansplatz zusammengebrochen. In seiner Lebenswelt, am Dom ist er plötzlich zusammengebrochen. Ich habe einen Artikel gelesen, den er vorbereitet hat für das nächste Nummer der Zeitschrift “miteinander”. Da schreibt er  von einem “Vorgeschmack von Ostern”. Er schreibt: “Die Worte werden wieder eine andere Kraft haben, weil sie sich - wenigsten eine Zeit lang - noch des Schweigens erinnern. So wird aus manchem Sterben eine andere Qualität des Lebens. Diese Erfahrung hochgerechnet, bekomme ich fast jede Witterung, einen Geschmack von Ostern. ”Ob er geahnt hat, dass er sterben wird, weiß ich nicht. Monsignore Anton Berger sprach manchmal davon, dass das Leben so schwer ist und setzt sich hin und schreibt einen Artikel mit der Überschrift: “Ein Geschmack von Ostern”.

  Liebe Schwestern und Brüder, wir brauchen das Abheben aus dem Alltag heraus, um den “Geschmack von Ostern” in uns zu tragen. Was immer das Leben uns zumutet, was immer das Leben an Bedrängnissen uns auferlegt - wir brauchen das Abheben. Deshalb bin ich so begeistert, dass so viele Kinder dabei sind beim heutigen Fest,  bei dieser Messe in der Kirche. Die Kinder werden ein Lied singen, Musik machen und später in den Altarraum kommen. Ihr werdet ein richtiges Fest aus dem Sonntag machen. Und aus dieser Begegnung mit dem Auferstandenen in der Kirche möge die Pfarrgemeinde wieder die Kraft haben, den Alltag zu bestehen, die Bedrängnisse, die Sie haben, in Ihren Häusern, in Ihren Familien, im Miteinander, in Ihrem Beruf. Ich lade Sie ein, liebe Schwestern und Brüder, dass Sie weiterhin eine Pfarrgemeinde bleiben in der viele Menschen merken, wie Sie miteinander feiern. Wie Sie miteinander umgehen, das trägt in den Alltag hinein.

  Für den Weg durch den Alltag haben Sie Ihren Seelsorger, Pfarrer Dr. Gerhard Gansterer, der bei Ihnen ist, der bei Ihnen wohnt, und ich wünsche, dass Sie ihn noch mehr in Anspruch nehmen als geistlichen Wegbegleiter. Das ist eine Einladung, die ich Ihnen  übermittle. Wagen Sie es, ihn anzurufen, ihn zu einem Gespräch zu bitten. Dass er Ihnen erzählt von seinem geistlichen Reichtum, den er in sich trägt, von seiner Kenntnis der geistlichen Tradition. Sie wissen, er ist auch ein Mann der Innerlichkeit, ein Mann des tiefen Schweigens. Ein Seelsorger, der die Dinge auch ins Wort bringen kann, der mit Ihnen das Leben ins Wort bringen kann, wie z.B. bei der Rundfunk-Messe - ich freue mich, dass Sie wieder eine angemeldet haben. Dass Sie über die Pfarrgemeinde Laab im Walde hinaus die Stimme erheben mit Ihrem Gesang, mit Ihrer Art, wie Sie Gottesdienst feiern und mit der Verkündigungskraft Ihres Pfarrers. Nützen Sie seine Begabungen aus! Sie haben ihn in Ihre Mitte genommen und vermitteln ihm Zuwendung. Er möge für Sie da sein als ein Seelsorger, der Sie auch in geistlichen Fragen begleitet, der Ihnen das Evangelium verkündet und der Ihnen auch in den Fragen der Lebensprobleme nahe sein kann. Das ist eine Einladung zur Aussprache und vielleicht auch zum Beichtgespräch vor Ostern mit Ihrem Pfarrer. Sie haben mein werbendes Wort verstanden, auf ihn zuzugehen und mit ihm auch über Ihre Fragen der Seele zu reden und da seinen Dienst als Priester sich schenken zu lassen.

  Mit dem “Geschmack von Ostern” gehen wir auf ein Fest zu, das uns leben hilft. Wir feiern jetzt schon das Fest des Lebens in dieser Kirche, um den Alltag mit dem österlichen Licht zu bestehen. Deshalb gibt es diese Pfarrgemeinde, weil es den Auferstanden gibt und weil so viele Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche, sich dieses Osterlicht immer wieder schenken lassen. Amen.

 



 

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